Fraktion vor Ort: SPD-Fraktion diskutiert in Expertenrunden über die Chancen und Risiken von Digitalisierung

Mit dem Thema „Digitalisierung in der Kommune“ – aus der Veranstaltungsreihe „Fraktion vor Ort“ – bot die SPD-Fraktion im Rat der Stadt Aachen am 17.09.2018 allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern ein Forum für intensive Diskussionen zu den Themen Mobilität, Verwaltung, Open Data und Energie. Für die Veranstaltung hatte die SPD-Fraktion mehrere namhafte Experten eingeladen, welche nach einem in das Thema einleitenden Vortrag in einer offenen Gesprächsrunde und vor rund 70 interessierten Besuchern, über Perspektiven von Digitalisierung für die Zukunft sprachen.

Schon seine Haushaltsrede für das Jahr 2018 widmete der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion Michael Servos, welcher Teil der Expertenrunden war, der Digitalisierung und konstatierte: „Digitalisierung ist unbestritten eines der wichtigsten, wenn nicht sogar das wichtigste Thema unseres Jahrzehnts […] und darüber hinaus.“ Die Fraktion vor Ort sei daher „[…] ein weiterer Schritt, die Wichtigkeit und den Einfluss von Digitalisierung auf das Leben der Aachener Bürgerinnen und Bürger greifbarer zu machen und in Zukunft positiv zu gestalten.“

Prominente Unterstützung fand die Veranstaltung durch Daniela Jansen, welche als Referentin für die IG Metall im Projekt „e-mobility“ vor Ort war und die Moderation des Abends übernahm. Auch sie verwies auf die Auswirkungen von Digitalisierung, welche laut einer Studie des IAB zwar 290.000 Arbeitsplätze in NRW gefährde, jedoch eine ähnlich hohe Zahl an neuen Arbeitsplätzen schaffe. „Auch hier gilt, die Umwälzungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung so zu gestalten, dass die positiven Entwicklungen die negativen stets übertreffen.“

Dr. Max Haberstroh, Geschäftsführer des Lehrstuhls für Informationsmanagement im Maschinenbau an der RWTH-Aachen und Referent im Themenblock Mobilität, betonte die Wichtigkeit möglichst früh über neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung zu sprechen und auch die Voraussetzungen innerhalb der Kommunen zu schaffen, diese Möglichkeiten unter realistischen Bedingungen zu testen, um so verwertbare Ergebnisse für die Entwicklung von Aachen zu generieren. Ein Beispiel so einer Möglichkeit stellte das Team 4traffic“ um Henric Breuer, Machine Learning Engineer am WZL der RWTH, vor. Mit untereinander kommunizierenden Sensoren, welche an Ampeln in der Innenstadt angebracht werden, könne so in Echtzeit der Verkehrsfluss beobachtet und optimiert werden.

Jorma Klauss, Bürgermeister der Gemeinde Roetgen, erwartet, dass 80 bis 90 Prozent der Interaktion zwischen Bürgern bzw. Unternehmen und der Verwaltung in Zukunft digital ablaufen wird, was ein extrem hohes Potenzial zur Effizienzsteigerung von Verwaltungsvorgängen bietet. Die dadurch frei werdenden Kapazitäten könnten wiederum genutzt werden, um wesentliche Herausforderungen innerhalb der Gesellschaft anzugehen. Hierzu brauche es aber eine einheitliche Digitalisierungsstrategie und ein zentrales Management innerhalb der Städteregion. Insbesondere Kirchturmdenken und Totschlagargumente müssten in diesem Zusammenhang unbedingt vermieden werden. Auch Mathias Dopatka, Gewerkschaftssekretär bei ver.di,  gab zu bedenken, dass man bei der Digitalisierung in der Verwaltung nicht nur auf die dadurch entstehenden Kosten, sondern viel mehr auf den Mehrwert für die Bürger schauen müsse.

Als dritter Themenblock des Abends stand mit „Open Data“ ein weiterer, hochaktueller Punkt auf dem Programm. Alice Wiegand, Projektleitern im Bereich Open Data bei der Stadt Düsseldorf, erklärte den Anwesenden nicht nur das grundlegende Prinzip von offenen Daten, sondern wartete direkt mit entsprechenden Anwendungsbeispielen für die Anwesenden auf. So ließen sich mit Hilfe von Open Data blitzschnell Alltagsfragen von Bürgern klären, die zum Beispiel wissen wollen, wo in ihrer Umgebung Kindertagestätten oder Spielplätze zu finden sind. Ebenso nützlich sei Open Data als frei zugängliche Quelle von Primärdaten, welche die Qualität von Daten bei der Arbeit mit diesen erheblich erhöhen und Redundanzen vermeiden würde. Um das volle Potenzial von Open Data ausschöpfen zu können müsse man als Konsequenz außerdem den regen Austausch mit kreativen Köpfen in der Bevölkerung pflegen und den expliziten Willen zur Veränderung zeigen.

Den abschließenden Themenblock „Energie“, leitete Dr. Eckehard Büscher, von der EnergieAgentur.NRW, ein. Auch in der Energiebranche hat die Digitalisierung einen hohen Stellenwert. So bezeichnen 77% der Stadtwerke die Digitalisierung als das wichtigste Thema der nächsten 3 Jahre. Dies spiegelt sich laut Dr. Büscher auch in den neuen Geschäftsmodellen der Stadtwerke aus dem Jahr 2017 wider, von denen alle auf Aspekte der Digitalisierung setzen. Auch in der Energiebranche fungiert Digitalisierung ganz eindeutig als wichtiger Innovationsmotor, wie Dr. Büscher an den Modellprojekten „Smarte Straßenlaterne“, „Regionaler Strom“ und „Smart home“ zeigte.